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Fledermaus 2012

Fledermäuse live beobachtet in der Kirche Oberglatt.

Eine grosse Anzahl Natur-Interessierte haben ihr Interesse für die sympathischen Fledermäuse am vergangenen Freitag gezeigt und sind von den beiden Fachleuten Doris und René Güttinger mit viel Hintergrundwissen in diese Tiergruppe eingeführt worden.

Wer hätte es gedacht, dass Fledermäuse seit rund 60 Millionen Jahren in der Welt herumflattern und offenbar genügend erfolgreich waren und sind, um seit damals auf eine vielfach bei anderen Tierarten beobachtete Weiterentwicklung der Gestalt und Körperfunktionen verzichten zu können. Mit einem Skelettpräparat des grossen Mausohres konnte den anwesenden Kindern und Erwachsenen die frappante Analogie zum menschlichen Knochengerüst aufgezeigt werden. Aber Fledermäuse können fliegen, wozu wir nicht fähig sind. Ihre Vorderarme sind eben verhältnismässig rund 5 mal länger als die eines Kindes und dann kommt noch dazu, dass alle Fingerknochen von einer dünnen Haut überspannt sind. Ein paar Flügelschläge und schon sind sie in der Luft.

Die Grossen Abendsegler als Schnellflieger, die Zwergfledermäuse als Flatterer um eine Strassenlaterne oder die Grossen Mausohren am Waldboden bei der Aufnahme von Krabbelkäfern und Abflug quasi zum Mittagstisch. Der Aufstieg in das Kirchengewölbe entführte uns in die verschiedenen Kinderstuben, wo Mausohren eng zusammen an den Dachlatten kopfunter hängen und sich vor dem Ausflug nochmals richtig pflegen. Die rund 20cm lange Flederhaut des Flügels wird geöffnet und muss neu eingefettet werden, eine freche Laus ist zu entfernen und mit einem Gähnen wird der baldige Abflug angekündigt. Und weil René die Kolonie mit der Stablaterne im dunkeln Gewölbe sichtbar macht, erhält er auch eine kurze Reklamation in hohen Tönen. Die Mausohrkolonie bestehen hier nur aus weiblichen Tieren. Sie ziehen jeden Sommer in dieses Kirchengewölbe, bringen ihre Jungen zur Welt, höchstens ein Jungtier pro Jahr, und ernähren sie, bis sie flugfähig sind. Die Männchen leben als Einzelgänger verstreut in der Umgebung.

Aber jetzt ist rascher Abstieg aus dem Gewölbe angesagt, damit von aussen beobachtet werden kann, wie die Fledermäuse das Gebäude verlassen und ihre Jagdgründe aufsuchen. Aus Telemetrierungen weiss man, welche Gebiete aufgesucht werden. Braune Langohren jagen gerne in grossen alten Birnbäumen, je nach Jahreszeit aber auch in Wäldern nach Faltern, welche sie von Blättern oder der Rinde ablesen. Grosse Mausohren hingegen stellen auf dem Waldboden oder im kurzen Gras ihrer Beute nach, welche vor allem aus grossen Laufkäfern besteht. Aber auch die im August massenhaft auftretenden Wiesenschnaken oder im Frühling die Maikäfer werden nicht verschmäht. Bei beiden Fledermausarten zeigt ihr Gebiss, dass sie kräftig zubeissen können. Wenn man zufällig eine Fledermaus am Boden findet, soll man sie daher bloss mit einem Tuch aufnehmen, und falls unverletzt, wieder in die Freiheit entlassen. Bei Verletzungen geben lokale Personen des Fledermausschutzes oder die örtlichen Naturschutzvereine gerne weitere Ausklunft.

Für den eindrücklich geführten Abend erhalten Doris und René kräftigen Applaus.

August 2012
Franz Rudmann

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